Predigt zu Miserikordias Domini, gehalten am 4. Mai 2014 in der Erlöserkirche zu Owschlag. Dieser Sonntag wird auch Hirtensonntag genannt. Dies auf Grund der Lesungstexte. (Epistel: 1. Petrus 2, 21b-25, Evangelium: Johannes 10, 11-16 und 27-30, Predigttext: Hebräer 13, 20-21).
Lebenswege verlaufen nicht geradlinig, es gibt Umwege und Sackgassen. Immer wieder fragen sich Menschen in schwierigen Lebenssituationen: „Wie soll es weiter gehen?“ – „Was sind meine nächsten Schritte?“ – „Wer/ Was hilf auf dem weiteren Weg? Da einen Starken an der Seite haben, der einem sagt, was zu tun ist, wäre nicht schlecht. Der Wunsch nach Orientierung lässt einen nach „Strohalmen“ greifen.
Ich selbst habe schwerste Lebenskrisen durchgemacht. So habe ich auch ein inneres Krisenmanagement abrufbereit, habe eine „Hirtin“ in mir selbst entwickelt und bin zu einem „Neuberechnung in Gang Mensch“ geworden. Dazu bin ich nicht nur meine eigene „Hirtin“, sondern habe auch Gott als nahes Du in mir. Wenn ich „schwach bin“, nicht „meine Hirtin“ sein kann, ist mir Gott ein wertvoller Wegbegleiter geworden. Denn mein Gott sagt zu mir JA – sowohl als Starke als auch als Schwache.
- Hebräer 13, 20-21:
- Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes,
- der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Liebe Gemeinde!
Haben Sie einen NAVIGATOT beim Autofahren?
Ich mein so ein Gerät,
dass Ihnen beim Fahren den Weg weist.
(Tom Tom / Garmin) … mehr oder weniger einfach zu bedienen …
Aus dem Lautsprecher des Navigators ertönt
eine freundliche Frauen- oder Männerstimme,
die z.B. ansagt, dass man in 200 Metern rechts abbiegen soll.
So ein Navi ist ein Computer, der Fahrtruten berechnet,
der einem den Weg weisen kann.
Landkarten / Stadtpläne auf dem Beifahrersitz
sind damit überflüssig.
Wenn ich in meinem Navi das Fahrziel eingegeben habe, berechnet er die Strecke und zeigt auch an,
wann ich voraussichtlich ankomme.
Wenn alles glatt läuft,
wenn ich keinen Halt auf einer Raststätte mache,
wenn kein Stau ist,
wenn ich mich nicht – trotz Navi – verfahre.
Nun, es kommt bei mir öfters vor, dass „Tony“ (eine immer gleichbleibend freundliche Männerstimme) mir sagt:
„Neuberechnung in Gang“
Bis jetzt bin ich immer angekommen.
Ein Wunderding – das mich mit Satellitendaten versorgt.
*****
- Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl,
- das macht die Seele still und friedevoll.
- Ist's doch umsonst, daß ich mich sorgend müh,
- daß ängstlich schlägt mein Herz, sei's spät, sei's früh.
So die 1. Strophe eines Gesangbuchliedes
Den Weg wissen wollen ... nicht ins Ungewisse laufen ...
Ein Ziel vor Augen haben ...
Etwas erreichen ... Karriere machen ....
Pläne verwirklichen ...
Pläne können durchkreuzt werden,
Zielvorstellungen, Wünsche, können sich ändern.
Es gibt viele Berg- und Talfahrten ... Umwege ...
.... Enttäuschungen ...
Und dann: „Neuberechnung in Gang“
Ich versuche offen zu sein für „Neuberechnungen“,
offen zu sein für den WEG.
Es gibt den Spruch: „Der Weg ist das Ziel“.
*****
Die 3 Weisen aus dem Morgenland machten sich auf den Weg, folgten einem Stern am Himmel, der ihnen anzeigen sollte, wo ein mächtiger König geboren werden sollte.
Dieser König – Friedenskönig – war ihr Ziel.
- Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl,
das macht die Seele still und friedevoll.
Ihm wollten sie huldigen ... und sie fanden ein Neugeborenes Kindlein in einer Krippe liegend.
**************
Sterne können den Weg weisen.
Das wissen Menschen schon von Alters her.
Besonders die Seefahrer – die Weltenmeerumsegler.
Sternengesteuerte statt satellitengesteuerte Navigation.
Auf einem großen Dreimaster, wie der „Krusenstern“,
gibt es einen Steuermann, einen Navigator und den Kapitän.
Das Wort des Kapitäns an Bord ist Gesetz.
Er gibt Befehle, die seine Mannschaft aus zu führen hat.
Wir sind oft Steuermann / Navigator und Kapitän in einem.
Auch wenn wir den Weg nicht wissen ... müssen wir weiter machen ... denn jeder ist zunächst einmal seines Glückes Schmied.
*****
- Hebräer 13, 20-21:
- Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes,
- der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Der Predigttext des Sonntags.
Der Gott des Friedens ...
der mache euch tüchtig in allem Guten.
Tüchtig ... tauglich ... fähig ...
Jugendliche sollen in der Schule auf den Ernst des Lebens vorbereitet werden.
Lehrpläne sollten so gestaltet sein, dass Schüler auch nach der Schulzeit mit dem Gelernten etwas anfangen können.
Mit 14 / 15 machen Schüler heute Berufspraktika.
Lernen sie, wie man eine Bewerbungsmappe vorbereitet.
Wichtige Dinge um eine Idee davon zu bekommen,
wie es nach dem Schulabschluss weiter gehen soll.
Zurüstung – Stärkung von Jugendlichen ist für Kirchengemeinden eine ganz wichtige Aufgabe.
In den kommenden 3 Sonntagen werden die Owschlager Konfirmanden eingesegnet / konfirmiert.
*****
Wenn ich zurückdenke, wie ich mit 14/15 war???
Meine Güte ... ein weiter Weg liegt hinter mir.
Ich war gewisslich nicht tüchtig in allem Guten.
Und überhaupt, was heißt das?
Tüchtig sein in allem Guten?
Was ist gut?
Was ist gut für mich?
Wer tut mir gut?
Wer gibt mir Antworten?
Wer ist ehrlich zu mir?
Wer grenzt mich nicht aus?
Wer oder was gibt mir Selbstvertrauen?
****
Liebe Konfirmanden,
Ich habe viel ausprobiert.
Habe händeringend nach Halt im Leben gesucht.
Bin in Sackgassen abgebogen ... und hatte die Kraft,
die Sackgassen wieder zu verlassen.
Ich bin ein „Neuberechnung in Gang Mensch“.
Habt ruhig Mut zum ausprobieren.
Natürlich gibt es Dinge, die sollte man nicht austesten.
Im Spruch: „Der Weg ist das Ziel“ steckt was Wahres.
Auf dem Weg sein - IST GEGENWART.
Und die gilt es zu gestalten, zu leben, zu fühlen.
*****
Auf meinem Weg hat mir Gott geholfen, der schon sehr früh in mein Denken eingefallen ist.
Für mich ist er mein Weg-Gott.
Ist er das EWIGE DU hinter allem.
*****
Mein Gott hat mich zur Fragerin – Kritikerin und Skeptikerin werden lassen.
Nicht zur JA-Sagerin.
Auch nicht zum dummen Schaf.
*****
„dummes Schaf sein“ .... „...Schaf sein“ .... „Kind sein“ ...
nicht Hirte sein ... nicht ständig selbstverantwortlich / erwachsen / vernünftig / leistungsorientiert sein ... Macherin ... schlaue Gottrednerin auf der Kanzel sein ...
„nur geliebtes Kind“ sein wollen ...
Grundbedürfnis nach Geborgenheit
Annahme ... sich anlehnen können ... schwach sein dürfen ...
O, das hab ich auch – sogar sehr.
Da geht es mir durch und durch,
wenn ich an die letzte Strophe von „Weißt Du wie viel Sternlein stehen“ singe:
- Gott im Himmel hat an allen
- seine Lust, sein Wohlgefallen;
- kennt auch dich und hat dich lieb, ...
Obwohl an meinem Kinderbettchen keiner dies Lied gesungen hat.
Es geht mir durch und durch ...
Und ich fühle Gott bei mir ... und ich sehne mich nach ihm.
Beides – als erwachsengewordenes Kind.
Weißt du, wieviel Kinder frühe
stehn aus ihrem Bettlein auf,
daß sie ohne Sorg und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen;
kennt auch dich und hat dich lieb, ...
Amen.
|