Trauersack

Trauersack, März 2013

 

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euaeeauea .......

Susanne Jensen

nicht lesbar das Gedicht

nur zum Anschauen

Lesbar lebbar schwer

 

Hast Du ihn schon mal tragen müssen

den Trauersack?

Er kann so eng anliegen

dass Du ihn nicht ausziehen kannst

dass er Dir die Luft wegdrückt

 

Was dann machen?

Trauersackträger wissen

was man dann machen kann

 

Ihn auftragen

bis er dünner und dünner wird

bis sich seine Nähte langsam auflösen

 

Wie lange das dauern kann

Kann Dir keiner sagen

 

Das ist individuell verschieden

 

Gott, das kann ich Dir sagen,

zieht Dir den Trauersack nicht aus

Doch er hilft Dir weiter zu leben

und Du Zeit hast

ihn entweder selbst aus zu ziehen

oder ihn auf zu tragen

 

....

Komisch

Trauer ist nichts äußerliches

kein Schwarzgewand für Trauerfeier

Trauer steckt im Herzen

 

Ist der Trauersack ums Herz herum?

Ums Herz herum – Ja

 

 

Kurz nachdem ich „Trauersack“ geschrieben habe, hat ein Mensch angerufen, der in einem Evangelischen Heim Kindheit und Jugend erlebt hat. Er wurde mit vielen anderen Kindern und Jugendlichen als Kindersklave hinter Gittern gehalten, musste arbeiten für das Heim, wurde immer wieder misshandelt und missbraucht.
Er ist ein Überlebender. Durch die Erziehung der Verantwortlichen in dem Evangelischen Heim wurde er vom Anfang seines Lebens aus der Liebe herausgeführt. Er konnte kein Urvertrauen aufbauen, musste erst einmal lange Jahre viel zerstören, bis er in der Lage war, wieder Dinge zusammen zu bauen.
Heute noch hört er in seinen Träumen das Weinen der Kinder. Es wurde viel in diesem christlichen Heim geweint und Beschäftigte, die Schutzbefohlene misshandelt und missbraucht haben, wurden nicht daran gehindert, ihren Trieben nach zu gehen.

Trauersack – sein Leid, mein Leid.

Ich freue mich mit diesem Überlebenden im Gespräch zu sein. Bald will er mich besuchen und mir von seinem Weg erzählen. Das wird mich einerseits „antriggern“, andererseits gibt es mir Hoffnung. Denn er leistet in wunderbarer Weise Widersand.
Heute sagt er: „Diejenigen, die alles gewusst haben, die einen Raum der Rechtlosigkeit für die ihnen anvertrauten Kinder geschaffen haben, die sind Verbrecher.“

Verantwortungsvakuum – damals wie heute, weil sie (vor allem die Kirchenvertreter) es nicht ertragen können und weil sie die Missbrauchsüberlebenden immer noch zum Schweigen bringen wollen. Schnell sollen die Verbrechen abgehandelt werden. Der „Runde Tisch“ mit seinen Anhörungen von Betroffenen ist das beste Beispiel, wie mit dem Leid der ehemaligen Heimkinder umgegangen wurde und wird. Schöne medienwirksame Pressekonferenzen, Betroffenheitsgehabe, Versprechungen, Verharmlosen von systematisch ausgeübter Gewalt.

Warum werden da keine klaren Worte gefunden?

Warum werden die Betroffenen (in Deutschland immerhin 800 000 ehemalige Heimkinder) immer noch vereinzelt und gedemütigt?
Das Leid schreit zum Himmel. Das Blut der geknechteten Kinder und Jugendlichen schreit zu Gott. Die Kirchen werden sich dieser Höllen-schwarzen Geschichte stellen müssen. Da gibt es kein Verharmlosen mehr, kein Wegdrücken. Denn zu viele Betroffene sind schon gestorben und zu viele Betroffene leben noch heute, die ihre Stimme erheben.

Wenn dieser Mensch, ehemaliges Heimkind und Kindersklave, mich besucht, bin ich gespannt, was er zu „Trauersack“ sagt.
Sein Leid und mein Leid geben einander Resonanz.
Und das vervielfältigt sich ... geht von mir, die ich meine Stimme erhebe ... zu ihm, der seine Stimme erhebt, dann wieder von ihm zu mir .... wechselseitig ..... und von vielen anderen Missbrauchsüberlebenden, die ihre Stimme erheben, zu weiteren Betroffenen.
So machen wir uns gegenseitig stark und konfrontieren Gesellschaft, Staat und Institutionen.

Und das Wunderbare bei unser beider Widerstand:
Wir beide wissen uns von Gott getragen.

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