|
Ich bin nicht zersprungen, als ich meine Predigt in der Marthakirche in Berlin 2010 gehalten habe. Dort habe ich mich zum ersten mal als Missbrauchsopfer geoutet. Viele Menschen, die Missbrauch erlebt haben, meiden den Begriff „Missbrauchsopfer“. Zum einen, weil sie nicht selbst in der Opferrolle stecken bleiben wollen, zum anderen weil sie immer wieder das Gefühl haben, von außen auf ihr Missbrauchtsein reduziert zu werden. Ich selbst habe keine Probleme von mir selbst zu sagen: Ich bin ein Missbrauchsopfer. Da ich ja mein Leben lang an den Folgen zu tragen habe. Zum anderen hilft mir mein Outen als Missbrauchsopfer, aus dem Opfersein heraus zu treten. Endlich breche ich das Tabu, das mich zum Schweigen gebraucht hat, das nur meinem Peiniger geholfen hat.
|