Gott gegen Gott, 1994
Der im Leid liegt hat tiefe Falten um seinen Mund
unter Tränen blicken seine Augen zu Gott
Seine Gedanken wandern durch Hoffnungstrümmer
Er schreit: Was bist Du für ein Gott?
Er schreibt Sandsteinkinderschrift ohne Mund
wie jedes Zeichen – jedes Recht – himmelleicht
Alle Lebenden sollen wissen
Gott ist Wettersturm – ist Übervater über Lachen und Leiden
steht neben seinem Abbild im Schweigen
Er lässt Finsternis groß werden und hält seine Stimme zurück
Mensch und Gott
Verlegen – gemeinsam lächeln sie gezählt
Zum Abschied ein Erdblumenkleid
Zum Abschied geboren
Gerät Gott heftig gegen Gott
Freunde kommen
sprechen abgedroschen
bemessen sein Licht knapp
und halten ihre Augen sauer
Saubere Freunde unterstreichen Schmerz
In dieser eisernen Umarmung, WER, SAGE MIR,
WER TRÄGT DANN LEID LEICHT?
In der Weite Worte begonnen – an die Hand genommen
und durch Nacht geführt
behält jeder Name seinen Sinn
Dein Name – mein Name – Ich und Du
Wir ziehen uns an und fühlen Aschefarben
Wir lernen füreinander Augenzeugen zu sein
lernen laut – mit Tränen gute Laute
Gott sieht – behält alles im Gedächtnis
Gottes Sein ist Zeit gesetzt in uns
Gottes-Sein-Schauen
ist morgen dran.
Susanne Jensen
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