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Meine Vatersprache war frauenverachtende Fäkalsprache. Wie Peitschenhiebe hat diese Sprache auf mich gewirkt. Meine Mutter hat sie über sich ergehen lassen, hat sie ertragen. Ich habe mich innerlich gekrümmt, und immer gedacht: das kann doch nicht wahr sein. Denn nach außen hin hat mein Vater anders gesprochen, da hat er dieses Gesicht nicht gezeigt. Wie sollte ich mich in dieser seiner Sprachwelt entwickeln? – Nun, ich tat es doch. Geholfen hat mir die Sprache meiner Mutter. Lange Zeit konnte ich nichts laut vorlesen ... war Legasthenikerin ... hatte erhebliche Probleme ich der Schule. Doch ich habe meine Sprachfähigkeit entwickelt. Wichtig war für mich dabei die Dichterin Nelly Sachs. Ihre Gedichte sind quasi in mich hinein geflossen, haben Resonanz in mir hervorgerufen ... haben mich gelehrt, wie Sprache sein kann.
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