fressenfratzen

fressenfratzen, 2008

zornverschmierte fratzen
fratzenfressen verdreckt 

fratzenfressen eingefroren
frieren fröhlich für folter 

folter fressen fratzen
freuen sich am tanz
um ihre opfer
überall auf der welt 

gottes
liebe
angenagelt 

an dieser entstellung
komm ich nicht vorbei 

komm an den tanzenden nicht vorbei
ohne gesicht zu zeigen

Susanne Jensen

Der Peiniger ist in mich „eingedrungen“. Schon das Wort „eingedrungen“ zu schreiben, erzeugt Schmerzen in mir. Es übersteigt die sexuelle Komponente, es öffnet ein Tor zur Hölle. Nicht umsonst nenne ich die Zeit meiner Nichtung „Kinderhöllenlabyrinth“. Das Teuflische an der Gewalt, die der Kinderseele zugefügt wird, ist das Bekannt machen mit der Gewalt, die funktioniert. Das Kind, der junge Mensch, nimmt das Funktionieren wie eine Wahrheit in sich auf: So läuft es auf dieser Welt! Das zählt!

Macht, Gewalt, Zurückschlagen!
Der Peiniger – so kommt es mir vor – wird in den Kopf seines Opfers implantiert. Wie damit leben? Wie den Kreislauf von Opfersein und Täterwerden unterbrechen? Wie erkennen, dass das nie zur Erlösung führt?

In den Kliniken habe ich mich meiner „fressenfratze“ gestellt. Ich habe meine Phantasiewelt bereist ... habe mir mein zornverschmiertes Gesicht in den Alpträumen angeschaut. Die Entstellung meiner selbst, hat mich zu tiefst erschreckt. – Und ich entschied für mich: Den Tanz mach ich nicht mit! Aus dem zwanghaften Gewaltreigen ausgestiegen, heißt das nicht, dass ich keinen Zorn in mir trage.

Aber ich verwende meinen Zorn in mir nicht mehr, um mich zu erlösen!

Wie viel Stuss habe ich mir in Bezug auf den Täter-Opfer-Kreislauf von Hobbypsychologen anhören müssen. Ich denk speziell an einen, den ich echt gefressen habe. Aber da schreib ich noch zu, wenn es um „Vergebung“ geht.

Vor den Menschen, die missbraucht wurden und die ihren Zorn und ihre Aggressionen NICHT verwenden, um sich selbst zu erlösen, braucht man keine Angst zu haben. Der Zorn gegen unsere Peinigertäter und Mitwissertäter ist berechtigt. Schon viel zu lange haben wir uns innerlich aufgefressen ... Nur dem Leben an sich die Gewalt anzutun, die uns angetan wurde, das ist keine gerechtfertigte Sache. Das führt zu Leid und immer mehr Leid.

Klar, der Peiniger ist in mich „eingedrungen“, doch ich habe seine Fratze erkannt. Und ich selbst will NICHT mit so einer versteinerten Fratze leben.

Vertonung durch Susanne Jensen

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